11.04.2024

Würfeln bis zum Meistertitel

Die Kellerschocker United Baden aus Stein freuen sich sehr über den Teamsieg bei den deutschen Meisterschaften – und über den großen Pokal, den es dafür gegeben hat.
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Die Kellerschocker United Baden aus Stein freuen sich sehr über den Teamsieg bei den deutschen Meisterschaften – und über den großen Pokal, den es dafür gegeben hat.

Beim Wort „Schocken“ könnte man an etwas Gruseliges denken. Doch damit hat es in Stein nichts zu tun. „Schocken“ steht dort für ein Würfelspiel, in dem ein ortsansässiger Verein äußerst erfolgreich ist.

Leicht ist er nicht gerade und auch nicht wirklich klein. Seit kurzem steht ein großer, golden glänzender Pokal im Vereinsheim, direkt neben den anderen Auszeichnungen, die die Mitglieder schon bei einer Aktivität errungen haben, die sich zwar „Schocken“ nennt, aber nichts mit dem Erschrecken anderer Menschen zu tun hat. „Schocken“ heißt ein Spiel mit drei Würfeln, das ursprünglich aus dem Ruhrgebiet kommt und sich längst auch in der Region großer Beliebtheit erfreut. Seit 14 Jahren existieren deswegen in Stein die „Kellerschocker United Baden“, die regelmäßig auf Turniere fahren, um sich mit anderen Mannschaften zu messen. Überaus erfolgreich: Als 19 Mitglieder des Vereins vor rund zwei Wochen in Hennef-Uckerath in der Nähe von Bonn bei den deutschen Meisterschaften waren, gelang einer Mannschaft die Sensation: Sie holte den Sieg in der Teamwertung und wurde damit deutscher Meister. „Die Stimmung war super“, sagt Kassier Stefanie Mayer, die selbst zur Siegermannschaft gehört. Sie kann sich noch gut erinnern, wie voll es bei den Meisterschaften im Saal war, wie höflich und freundschaftlich alle Teilnehmer miteinander umgegangen sind. Um die 400 aus der ganzen Republik sind dieses Mal dabei gewesen, die meisten aus dem Westen. In rund 70 Teams haben sie stundenlang gewürfelt, immer auf der Jagd nach dem höchsten Wurf in einer Runde, immer in der Hoffnung auf die drei Einser, das sogenannte „Schock-Aus“.

Bei den deutschen Meisterschaften besteht eine Mannschaft normalerweise aus fünf Spielern, unter denen für die Wertung am Ende ein Durchschnitt gebildet wird. Eingeweihte bezeichnen den Modus als „Doppel-K.O.-System“. Wobei grundsätzlich gilt: Je länger man dabeibleibt, desto erfolgreicher ist man. 14 Mitglieder der Steiner Kellerschocker haben die erste Runde überstanden, in der die Hälfte ausscheidet. Fünf haben es später unter die besten 100 geschafft, einer sogar auf den respektablen 15. Platz. Sehr fair und korrekt sei es dieses Jahr bei den deutschen Meisterschaften zugegangen, sagt Mayer und erklärt, alle Teilnehmer seien „echt cool drauf“ gewesen. Auch wenn natürlich jeder gewinnen will, geht es laut Mayer in erster Linie um das Erlebnis, um die Gemeinschaft, um den Spaß und um das Pflegen von Freundschaften. „Man trifft viele bekannte, aber immer auch einige neue Gesichter.“ Elf Mal waren die Steiner Kellerschocker schon bei den deutschen Meisterschaften, voriges Jahr als Zweiter in der Teamwertung. Einmal pro Monat treffen sie sich zum Schocken, immer in lockerer Runde, immer mit einem kühlen Getränk. Dabei rückt der Verein neben dem Spaß in der Gemeinschaft auch den sozialen Gedanken in den Mittelpunkt: Beim Training sammeln die Mitglieder das ganze Jahr über fleißig Spenden, die dann an gemeinnützige Organisationen überreicht werden. Rund 15.000 Euro haben die Kellerschocker in ihrer 14-jährigen Vereinsgeschichte insgesamt schon gespendet, unter anderem ans Tierheim und an die Beratungsstelle „Lilith“ zum Schutz vor sexueller Gewalt.

Im vorigen Jahr sind 1.800 Euro zusammengekommen, die an vier Projekte fließen: an die Jugend-Feuerwehr in Stein, an den deutschen Kinderhospizdienst, an die „Arche“ in Bretten und an den Wünschewagen des Arbeiter-Samariter-Bunds (ASB), der todkranken Menschen ihre letzten Herzenswünsche erfüllt. Wohin die Spenden gehen, wird bei der Hauptversammlung demokratisch entschieden. Entsprechende Vorschläge können alle Mitglieder einreichen. Der gute Zweck spielt auch bei dem großen Turnier eine Rolle, das die Steiner Kellerschocker im Oktober im Hasenheim auf die Beine stellen. Dann will der Verein ein Ehepaar unterstützen, das in Bretten einen Kältebus für Obdachlose gebaut hat. Es ist bereits das dritte Turnier, das die Kellerschocker in Eigenregie ausrichten. Nachdem zur Premiere 2022 schon 46 Teilnehmer gekommen sind, waren es bei der zweiten Auflage im vergangenen Jahr mehr als 50. Seither hat der Verein auch einige neue Mitglieder dazugewonnen. Aktuell zählt er um die 80, Tendenz allerdings weiterhin steigend. „Bei uns darf jeder mitmachen“, sagt Mayer und betont, man freue sich immer über neue Gesichter. Ahnung vom Schocken muss man übrigens nicht mitbringen. Nur Spaß am Spielen und an der Geselligkeit sollte man laut Mayer haben. „Dann lernt man die Regeln ganz schnell.“ – Nico Roller