Musikgenuss auf dem Marktplatz

Als sich die Wolken verzogen und Platz für die Sonne gemacht haben, als sich das dunkle Grau in ein strahlend helles Blau verwandelt hat, füllt sich der Steiner Marktplatz mit zahlreichen Gästen, die es sich an den Stehtischen und auf den Bierbänken gemütlich machen. Sie sind gekommen, um eine große klangliche Fülle zu genießen, um sich auf eine Reise durch die Genres und Jahrzehnte zu begeben. Vom Rockklassiker bis zum Schlager, von Louis Armstrong bis zu Carly Rae Jepsen reicht die Bandbreite beim Serenadenkonzert des Steiner Musikvereins. Während die Sonne langsam hinter dem Horizont versinkt, während die Dämmerung in Dunkelheit übergeht, präsentieren die Mitwirkenden ein buntes, abwechslungsreiches Programm, das die eine oder andere Überraschung bereithält. „Wir sind einfach Open-Air-Fans“, sagt Markus Gantikow, der sich den Vorsitz mit Christian Renner teilt und begeistert ist von der Besucher-Resonanz. „Wir sind total happy, dass uns das Publikum die Treue gehalten hat.“ Für Gantikow und seine Vereinskollegen steht fest, dass es die Veranstaltung ab sofort jedes Jahr geben soll, dass man sie fest etablieren will. Voriges Jahr hatte man sie anlässlich der kürzesten Nacht des Jahres, der Sommersonnwende, zum ersten Mal auf die Beine gestellt. Damals war das Ganze noch ein Experiment, gefördert aus dem Programm „Neustart Kultur“. Doch schnell stand fest, dass das Publikum großen Gefallen findet und eine Wiederholung unbedingt notwendig ist. Intensiv und konzentriert haben die Mitwirkenden in den vergangenen Monaten dafür geprobt. Auch die Kinder der Bläserklasse, die der Musikverein in Kooperation mit der örtlichen Heynlinschule auf die Beine stellt.

Mit einem flotten Marsch, mit Hits der Rockband „Queen“ und Melodien von „Mickey Mouse“ eröffnen die rund 15 Viertklässler am Samstagabend das Konzert – und erhalten dafür ebenso viel Applaus wie anschließend das Schülerorchester. Nachdem dessen Mitglieder ein musikalisches Feuerwerk gezündet, einen Popsong zum Besten gegeben und in die Welt von Spiderman entführt haben, ist das große Blasorchester an der Reihe. Vielseitig und wandelbar präsentieren sich die rund 30 Musiker, mit einem feinen Gespür für Nuancen und Zwischentöne. Musik von Karel Gott gibt es von ihnen ebenso zu hören wie von Bon Jovi und John Miles. Stilsicher manövrieren sie sich durch die komplexen klanglichen Strukturen der Komposition „Mac Arthur Park“, zart entfalten sie den Klassiker „What a Wonderful World“. In einem großen Halbkreis sitzen die Musiker am Samstagabend auf dem mit bunten Scheinwerfern stimmungsvoll beleuchteten Marktplatz, die Augen auf ihren neuen Dirigenten Jounggil Kim gerichtet, unter dessen fachkundiger Anleitung sie ein halbes Jahr intensiv geprobt haben. Immer wieder gibt es solistische Einlagen, zudem kleine und große Überraschungen. Etwa eine berührende Gesangsdarbietung von Uli Häfele, eine brennende Trompete und einen Gastauftritt des Chors „Voices in motion“, der zu „Conquest of Paradise“ mit Fackeln auf den Marktplatz kommt. Kein Wunder, dass das Publikum hellauf begeistert ist und immer wieder tosenden Beifall spendet. – Nico Roller