30.08.2024

Auf zwei Rädern zu den Kühen

Rund ein Dutzend Kinder sind mit Bürgermeister Heiko Genthner mit dem Fahrrad auf den Bauernhof gefahren. Dort haben sie unter anderem Kühe gefüttert.
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Rund ein Dutzend Kinder sind mit Bürgermeister Heiko Genthner mit dem Fahrrad auf den Bauernhof gefahren. Dort haben sie unter anderem Kühe gefüttert.

Beim Ferienprogramm in Königsbach-Stein unternehmen Kinder eine Radtour mit dem Bürgermeister. Dabei machen sie Station auf einem Bauernhof.

Mit beiden Händen greifen die Kinder in das Heu und tragen es zu den Kühen, die ein bisschen so wirken, als ob sie schon darauf gewartet hätten. Während der große Haufen nach und nach immer kleiner wird, verteilt sich das Heu gleichmäßig vor den Kühen. Einige Kinder haben zunächst ein bisschen Angst vor den großen Tieren und tasten sich nur langsam vor, andere gehen direkt auf sie zu und freuen sich, wenn ihnen von großen Zungen die Hände abgeleckt werden. Wenn man ihnen zuschaut, wenn man die Begeisterung in ihren Gesichtern sieht, dann weiß man, dass sie Spaß haben, dass es ihnen gefällt, den kleinen, idyllisch gelegenen Bauernhof zu erkunden. „Gebhards Landwirtschaft“ heißt der Betrieb, den die Kinder im Rahmen des Sommerferienprogramms besucht haben, begleitet von keinem Geringeren als Bürgermeister Heiko Genthner. Mit dem Rathauschef haben die Kinder eine Fahrradtour durch die Gemeinde unternommen – und dabei einen längeren Zwischenstopp im kleinen Weiler Trais außerhalb von Königsbach eingelegt. Dort betreiben Julia Gebhard und ihr Mann im Nebenerwerb einen Bauernhof mit Ackerbau, Rinder- und Schweinezucht. Den Großteil des eigenen Fleisches vermarkten sie direkt über Vorbestellungen, die Wurst vor Ort in einem kleinen Selbstbedienungshäuschen. Dort gibt es bald auch Kartoffeln und Zwiebeln, zudem ganzjährig kleine Erfrischungen für vorbeikommende Wanderer und das Bauernhofeis, das auch den Kindern bei ihrem Besuch hervorragend schmeckt.

Julia Gebhard zeigt ihnen den Betrieb, der zwar offiziell konventionell arbeitet, aber großen Wert auf Tierwohl legt. Zuerst geht es zu den Mutterkühen, die von April bis Oktober immer auf der Weide sind. Es sei denn, es regnet ununterbrochen. Auch im Winter, wenn der Boden gefroren ist, können die Tiere nach draußen. Möglich macht es ein Unterstand, der seit kurzem direkt neben der Weide steht. Auf ihr bekommen die Mutterkühe auch ihre Kälber, die anschließend bei ihnen bleiben und ihre Milch trinken, bis sie neun Monate alt sind. Erst dann kommen sie in einen anderen Stall, in dem sie zusammen mit zugekauften Tieren bis zur Schlachtreife gemästet werden. Julia Gebhard und ihrem Mann ist es wichtig, den Kindern zu zeigen, wo die Lebensmittel eigentlich herkommen. Zudem wollen sie ihnen erklären, dass man Vieles auch vor Ort beim Erzeuger kaufen kann: optisch zwar manchmal nicht so schön wie im Supermarkt, aber meistens in deutlich besserer Qualität und mit einem geringeren Kohlendioxid-Fußabdruck. Beide haben an der Universität in Hohenheim Landwirtschaft studiert, beide sind immer offen für den Austausch mit der Bevölkerung. Schulklassen hatten sie schon öfter auf ihrem Hof zu Gast, auch Fünft- und Sechstklässler, die vorher noch nie eine echte Kuh gesehen hatten. Am Ferienprogramm hat sich „Gebhards Landwirtschaft“ zum ersten Mal beteiligt – sehr zur Freude von Bürgermeister Heiko Genthner, der bei seiner Fahrradtour mit den Teilnehmern immer ein Ziel ansteuert, an dem man etwas lernen kann.

Auf der Kläranlage ist er in den vergangenen Jahren mit ihnen schon gewesen, bei der Feuerwehr, bei der Wasserversorgung und auf dem Heimbronner Hof. Die rund 15 Kilometer lange Tour hat Genthner selbst konzipiert: Vom Steiner Rathaus geht es über das Kuchental auf den Heuberg, anschließend über die Zwetschgenallee, den Brettener Weg und die Bleichstraße nach Trais zum Bauernhof und von dort aus zum Königsbacher Rathaus, wo eine kleine Führung auf die Kinder wartet. „Wir sind heute gut in der Zeit“, sagt Genthner, der selbst begeisterter Radfahrer ist und deshalb spontan helfen kann, als bei einem Teilnehmer die Kette runtergesprungen ist. Für platte Reifen hätte er auch Pannenspray und Flickzeug dabei gehabt. Dem Rathauschef hat es großen Spaß gemacht, mit der „sehr lebhaften Gruppe“ unterwegs zu sein. Er hat den Eindruck, dass Kinder und Jugendliche gerne Fahrrad fahren. Und will ihnen mit der Aktion zeigen, dass man auf zwei Rädern fast überall hinkommen kann. Am Ferienprogramm beteiligt sich Genthner schon seit vielen Jahren. Bis Anfang September hat es insgesamt rund 40 Aktivitäten zu bieten, die meisten von Vereinen organisiert, die viel ehrenamtliches Engagement einbringen. – Nico Roller